#DearDemocracy am Demokratie-Weltgipfel

San Sebastián, 16. bis 19. November 2016

Renat Kuenzi, Leiter Fachredaktion #DearDemocracy

Brexit, Rechtspopulisten und Rechtsextreme greifen in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden nach der Macht. Am 8. November wird Trump neuer US-Präsident: 2016 ist für die Demokratien und die ganze Welt ein lautes und langgezogenes Alarmsignal.

Eine Woche später: Im baskischen San Sebastián in Nordspanien treffen sich 200 Fachleute aus 30 Ländern zum 6. Demokratie-Weltgipfel, dem «WEF der Demokratie». Zum zweiten Mal nach Tunis im Jahr 2015 mit dabei: Journalistinnen und Journalisten von #DearDemocracy, der Fachredaktion für direkte Demokratie, dem wichtigsten Themenschwerpunkt von SWI swissinfo.ch.

Das Forum fokussiert traditionell stark die Demokratie-Praxis. «Städte als Motoren der lokaldemokratischen Entwicklung», lautete der erste Themenschwerpunkt der dreitägigen Veranstaltung. Die anderen beiden: «Die Funktion der Medien in der direkten Demokratie» sowie «Der Streit um und die Zukunft der direkten Demokratie nach dem Brexit-Plebiszit».

Der pragmatische Ansatz soll praktikable Lösungen ermöglichen. Dabei zeigt sich etwa am Beispiel Wiens (Österreich), dass eine Erhöhung der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in grossen Ballungsräumen, wo bald zwei Drittel aller Menschen auf der Erde leben, gerade auch Kopfsache ist: Die Stadt stellt einen Container auf einen Platz, ein paar Tische und Stühle dazu, und fragt anschliessend die Leute, was sie für Bedürfnisse haben. Gute Ideen unterstützt die Stadt mit bis zu 8‘000 Euro.

Über das Geschehen haben wir in den vier Sprachen Spanisch, Englisch, Deutsch und Arabisch berichtet. Eine Sonderstellung kam dabei der spanischen «Heim»-Redaktion zu: Die Kollegin begann bereits im Frühling 2016, Gastbeiträge, Kurationen etc. im Hinblick auf den Gipfel zu publizieren.

Unsere Inhalte aus San Sebastián veröffentlichten wir auf swissinfo.ch, den Spezialplattformen #DearDemocracy sowie auf Facebook und Twitter. Den Auftakt bildete eine Serie von drei Vorschau-Artikeln, vor Ort führten wir Liveblogs über den Verlauf der Debatten und machten Video-Interviews. Den Abschluss bildete die Schlussbilanz. 

Für #DearDemocracy/swissinfo.ch ist das Weltforum eine ideale Bühne, um uns international zu präsentieren. Sechs Punkte, welche die Bedeutung des Treffens ausmachen:

  1. Das «WEF der direkten Demokratie» ist die grösste unabhängige Konferenz für die Förderung der politischen Partizipation der Bürgerinnen und Bürger weltweit. Hier vor Ort dabei sein zu können, ist der Glaubwürdigkeit von #DearDemocracy geschuldet. Demokratie misst sich an deren Praxis, Demokratie-Journalismus findet im Kontakt und Austausch mit Menschen statt und nicht in der Schreibstube.

  2. Die Arbeit von uns Demokratie-Journalistinnen und -Journalisten steht oder fällt mit dem persönlichen Netzwerk. Es ist ein Fundus an Inspiration, frischen Ideen und neuen Themen. Die Kontakte sind zudem als «Demokratie-Hubs» wichtig bei der Distribution unserer Inhalte auf den sozialen Medien und zur Vergrösserung unserer #DearDemocracy-Community.

  3. Das Forum gab uns Anlass, #DearDemocracy vier Mal offiziell vorzustellen. Daneben haben die sechs Journalistinnen und Journalisten in vielen informellen Gesprächen wichtige Netzwerkarbeit geleistet.

  4. In der globalisierten Welt ist Demokratie als Nabelschau passé. Der internationale Austausch innerhalb des Netzwerks des Weltforums ist notwendig. #DearDemocracy versteht sich als Akteur in diesem Netzwerk. Unser Know-how und die zehn Sprachen machen swissinfo.ch zum wichtigen Hub zur Förderung eines gemeinsamen Verständnisses von Demokratie als gesellschaftspolitischen Wert.

  5. Wir verstehen direkte Demokratie als zentrales Element der «Swissness». Wir sind überzeugt, dass die Schweiz mit ihrem reichen, einmaligen demokratischen Erfahrungsschatz eine Inspiration für andere Länder sein kann. Gerade heute. Wie gebannt das Know-how an feingetunten Demokratie-Prozessen «Made in Switzerland» aufgenommen wird, zeigten am Forum die hohe Wertschätzung der Beiträge von Schweizer Experten, Expertinnen und Forscherinnen und Forschern. Es mag ungewohnt daherkommen, aber folgende Behauptung ist keineswegs vermessen: Die Schweiz spielt in der Demokratie-Champions-League um den Titel.

  6. «Stille» Kontakte im Netzwerk können rasch als journalistische Ressource, etwa als Korrespondent oder als Bürgerjournalistin, aktiviert werden. Dann etwa, wenn sich in ihrem Land eine wichtige Entwicklung im Demokratie-Bereich abzeichnet.